Herr Tartüff
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Deutschland 1925
Information in English language
"Vielfach ist die Zahl der Heuchler auf Erden..."
Molieres Gesellschafts- und Sittenkomödie vom Heuchler und Schmarotzer Tartüff, verlegt ins Preußen Friedrichs II. Murnau ergänzt
die bekannten Ereignisse durch eine stilistisch abgesetzte Rahmenhandlung und lässt sie dadurch als Film im Film erscheinen. So
unterstreicht er seine Aussage, dass Heuchler überall sind. Ein hervorragend inszenierter, filmhistorisch wichtiger Stummfilm mit
einem außergewöhnlichen Emil Jannings in der Titelrolle (Lexikon des internationalen Films)
Falk Schwartz schreibt im Filmportal:
“Wer im Geheimen sündigt...
Emil Jannings als Tartüff dreht gewaltig auf - er ist burschikos, unflätig, lüstern, freßlustig und grob widerwärtig. Lil Dagover als Elmire
dagegen feinsinnig, elegant, anmutig, schön und begehrenswert, Werner Krauß als Argon eher blass, leichtgläubig, schwach und ein
wenig simpel. „Vielfach ist die Zahl der Heuchler auf Erden“, läßt uns der Zwischentitel wissen. Der Chefheuchler jedoch stakst durch
den kleinen Palast des Argon, das Gebetsbuch so dicht vor der Nase, dass er eigentlich jeden Moment stolpern müsste. Argon
bezeichnet ihn als „Heiligen“ und tut alles, um den Scharlatan bei Laune zu halten. Elmire ist entsetzt, dass ihr Mann sich von diesem
Pharisäer derart einfangen lässt. Sie ist traurig - und eine Träne tropft ihr auf das Medaillon, in dem das Bild des Liebsten steckt. -
Alleine dieser Einfall von Murnau und Karl Freund, seinem Kameramann, zeigen die hohe Virtuosität dieses Films. Freund fotografiert
„wie durch Gaze“, beweist mit viel Geschicklichkeit, wie perfekt er die Lichtsetzung beherrschte. Wir sehen ständig Kerzen, die
angezündet werden und ausgeblasen und jedesmal ergibt sich eine völlige Veränderung der Stimmung im Raum. Freund scheint mit
Murnau eine intensive künstlerische Beziehung eingegangen zu sein und macht diesen Film auch zu einem Kamera-Kabinettsstück.
Wenn Jannings sich in der letzten Szene dann lüstern und siegessicher in das Bett der Elmire fallen lässt, protzend seine Geilheit
zeigt - dann spielt auch hier wieder diese Übertreibung eine Rolle, die bei Stummfilmen die Sprache ersetzt, diese exzentrische
Überspanntheit seiner Darstellung, die allerdings zum positiven Effekt wird, weil erst dadurch die ganze Absurdität des Heuchlers,
dieses „Tartüffs“, deutlich wird. Murnau liess sich von Carl Mayer das Drehbuch schreiben, das Molières Komödie allerdings nur als
Anregung für diesen ganz eigenen Film nimmt. Molière gibt seinem „Tartüff“ carte blanche: „Wer im Geheimen sündigt, sündigt
nicht“. Einspruch, Euer Ehren!”
Nähere Informationen
Herr Tartüff
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Deutschland 1925
Information in English language
"Vielfach ist die Zahl der Heuchler auf Erden..."
Molieres Gesellschafts- und Sittenkomödie vom
Heuchler und Schmarotzer Tartüff, verlegt ins
Preußen Friedrichs II. Murnau ergänzt die
bekannten Ereignisse durch eine stilistisch
abgesetzte Rahmenhandlung und lässt sie dadurch
als Film im Film erscheinen. So unterstreicht er
seine Aussage, dass Heuchler überall sind. Ein
hervorragend inszenierter, filmhistorisch wichtiger
Stummfilm mit einem außergewöhnlichen Emil
Jannings in der Titelrolle (Lexikon des
internationalen Films)
Falk Schwartz schreibt im Filmportal:
“Wer im Geheimen sündigt...
Emil Jannings als Tartüff dreht gewaltig auf - er ist
burschikos, unflätig, lüstern, freßlustig und grob
widerwärtig. Lil Dagover als Elmire dagegen
feinsinnig, elegant, anmutig, schön und
begehrenswert, Werner Krauß als Argon eher blass,
leichtgläubig, schwach und ein wenig simpel.
„Vielfach ist die Zahl der Heuchler auf Erden“, läßt
uns der Zwischentitel wissen. Der Chefheuchler
jedoch stakst durch den kleinen Palast des Argon,
das Gebetsbuch so dicht vor der Nase, dass er
eigentlich jeden Moment stolpern müsste. Argon
bezeichnet ihn als „Heiligen“ und tut alles, um den
Scharlatan bei Laune zu halten. Elmire ist entsetzt,
dass ihr Mann sich von diesem Pharisäer derart
einfangen lässt. Sie ist traurig - und eine Träne
tropft ihr auf das Medaillon, in dem das Bild des
Liebsten steckt. - Alleine dieser Einfall von Murnau
und Karl Freund, seinem Kameramann, zeigen die
hohe Virtuosität dieses Films. Freund fotografiert
„wie durch Gaze“, beweist mit viel Geschicklichkeit,
wie perfekt er die Lichtsetzung beherrschte. Wir
sehen ständig Kerzen, die angezündet werden und
ausgeblasen und jedesmal ergibt sich eine völlige
Veränderung der Stimmung im Raum. Freund
scheint mit Murnau eine intensive künstlerische
Beziehung eingegangen zu sein und macht diesen
Film auch zu einem Kamera-Kabinettsstück. Wenn
Jannings sich in der letzten Szene dann lüstern und
siegessicher in das Bett der Elmire fallen lässt,
protzend seine Geilheit zeigt - dann spielt auch hier
wieder diese Übertreibung eine Rolle, die bei
Stummfilmen die Sprache ersetzt, diese
exzentrische Überspanntheit seiner Darstellung, die
allerdings zum positiven Effekt wird, weil erst
dadurch die ganze Absurdität des Heuchlers, dieses
„Tartüffs“, deutlich wird. Murnau liess sich von Carl
Mayer das Drehbuch schreiben, das Molières
Komödie allerdings nur als Anregung für diesen
ganz eigenen Film nimmt. Molière gibt seinem
„Tartüff“ carte blanche: „Wer im Geheimen sündigt,
sündigt nicht“. Einspruch, Euer Ehren!”
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